Arbeitgeber verschärfen die Existenzkrise der Beschäftigten
In der ersten Tarifverhandlung für die Beschäftigten des
bayerischen Einzelhandels legten die Arbeitgeber ein Angebot vor. Für ver.di
verschärft dieses Angebot die existenzielle Krise der Beschäftigten und vergrößert die Gefahr von Altersarmut gewaltig, da es massive Reallohnverluste zur Folge hätte. ver.di kündigt nun eine erste große Streikaktion in Bayern an.
„Der überwiegende Teil der Beschäftigten im bayerischen Einzelhandel arbeitet in
Teilzeit und ist akut von Altersarmut bedroht. Diese Gruppe ist auch von den drastischen Preissteigerungen, die die Handelskonzerne teilweise selbst herbeigeführt haben, besonders betroffen. Viele Beschäftigte sind in einer existenziellen Krise und wissen nicht mehr, wovon sie notwendige Ausgaben bezahlen sollen. Ein Angebot von 0,52 € mehr in der Stunde in diesem Jahr führt zu massiven Reallohnverlusten“, empört sich Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer im bayerischen Einzelhandel. Konkret boten die Arbeitgeber für 2023 eine Entgeltsteigerung von 3% an. Dies bedeutet bei einer Verkäuferin im Endgehalt eine Erhöhung von 0,52 € in der Stunde.
Schmackhaft soll das, aus der Sicht von ver.di, schamlose Angebot durch eine Einmalzahlung von 750 € werden. Die Einmalzahlung würde mit betrieblichen Zahlungen verrechnet und fällt bei zukünftigen Erhöhungen unter den Tisch. Für sogenannte Krisenbetriebe könne davon auch noch nach unten abgewichen werden. Ein Jahr später soll es eine Erhöhung von zwei Prozent geben, was eine Erhöhung von 0,36 Euro in der Stunde für eine Verkäuferin im Endgehalt entspricht. Auch dies soll mit 250 € Einmalzahlung aufgehübscht werden.
„Egal ob bei Mieten, Lebensmitteln, Energiekosten oder Mobilitätskosten, überall
sind die Preise bereits im letzten Jahr explodiert. Steigende Umsätze und Extra-Gewinne bei den Konzernen werden vielfach durch massive Preiserhöhungen erzielt. Für die Beschäftigten eine dramatische Entwicklung. Es zeigt sich wieder, dass jeder Euro erkämpft werden muss,“ so Thiermeyer weiter. ver.di kündigte nun Streikaktionen in den Betrieben bereits für nächste Woche an.
ver.di fordert für die tarifgebundenen Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel:
Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 € in der Stunde.
Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 € im Monat.
Erhöhung der unteren Beschäftigtengruppen und Löhne auf ein ren-tenfestes Mindesteinkommen von 13,50 € in der Stunde.
Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.
Die Tarifverträge des bayerischen Einzelhandels sollen wieder allge- meinverbindlich werden, damit Dumpingkonkurrenz und Vernich-tungswettbewerb wirksam bekämpft werden.
Untermauert wurden diese Forderungen durch eine breite Beschäftigtenbefragung, an der sich knapp 6.000 Kolleginnen und Kollegen aus über 500 Betrieben beteilig-ten. Dort geben 76 % der Befragten an, Probleme zu haben, mit ihrem derzeitigen Gehalt den Lebensunterhalt zu bestreiten. 87 % schätzen ein, dass ihre Rente aus dem derzeitigen Gehalt nicht vor Altersarmut schützt. 68 % unterstützen eine über-proportionale Anhebung der unteren Einkommen und 84 % fordern die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge im Einzelhandel.
Die Tarifverhandlungen werden am 13.06.2023 fortgesetzt.
Für Rückfragen:
Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer 0170 / 3341345