Der Mut der Beschäftigten verdient Respekt und Wertschätzung

Die Streikaktionen im bayerischen Handel werden
auch an diesen Freitag fortgesetzt und ausgeweitet. Deshalb ruft die Vereinte
Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten in ausgewählten Betrieben am 23.06.2023 zu Streiks auf. Aufgerufen werden die Beschäftigten von
den Edeka Zentrallägern in Gochsheim, Marktredwitz, Sachsen bei Ansbach und
Schwabach, dem Zentrallager von Kaufland in Geisenfeld, dem Zentrallager von
Lidl in Graben, dem Norma Zentrallager in Regenstauf, die Zentralläger von Rewe
in Eching und Eitting. Aufgerufen sind auch die Beschäftigten von den Dehner Gartencentern in Kaufbeuren und Kirchtrudering, Edeka Filialen in Regensburg, eurotrade am Flughafen München, Globus Schwandorf, h&m in Ansbach, Augsburg, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, München, Rosenheim und Würzburg, Hofmann Supply in Odelzhausen, Hugendubel in München, Ikea in Brunnthal, Eching, Fürth, Gersthofen und Regensburg, Kaufland in Bad Kissingen, Cham, Kaufbeuren, Memmingen, Regensburg, Schweinfurt, Weiden und Weilheim, Massimo-Dutti in München, Marktkauf Schweinfurt, Metro Neu-Ulm, Nürnberg Eibach und Regensburg, Netto Filialen in der Oberpfalz und Niederbayern, Saturn Augsburg und Friedberg, Selgros in Augsburg, V-Markt in Kaufbeuren, Witt Weiden sowie Zara in Augsburg und München.
Damit werden über 80 Betriebe in den Streik gerufen. Einzelne Betriebe sind
schon seit mehreren Tagen im Streik. Die Streikenden aus der Oberpfalz und
Niederbayern versammeln sich um 10.00 Uhr zu einer Streikkundgebung am
Haidplatz in Regensburg und demonstrieren anschließend durch die Innenstadt.
„Der Mut und die Ausdauer unserer Kolleginnen und Kollegen bei den Streikaktionen ist beeindruckend und verdient endlich auch Respekt und Wertschätzung durch die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen. Ein Angebot von 3 % tabellenwirksame Erhöhungen in diesem Jahr ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten und verschärft die Gefahr der Altersarmut dramatisch“, so Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer im bayerischen Einzelhandel.
„Die Arbeitgeber bewegen sich bei den Tarifverhandlungen nicht, deshalb ist es
umso wichtiger dass die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb deutliche Bewegung bei den Streikaktionen zeigen “, erklärte Thomas Gürlebeck, ver.di Verhandlungsführer im bayerischen Groß- und Außenhandel.
Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 3.07.2023 in die vierte und im genossenschaftlichen Großhandel am 10.07.2023 in die dritte Runde. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel werden am 12.07.2023 fortgesetzt und im Buchhandel am 27.06.2023 fortgesetzt.
Seit April finden eigenständige Tarifverhandlungen in Bayern für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, im Groß- und Außenhandel und im genossenschaftlichen Großhandel statt. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich zwischen 3 und 4 % Entgelterhöhung in 2023. Zum Teil ergänzt wurden die Angebote um Inflati-onsausgleichsprämien weit unter 1.000 €. Für das zweite Jahr boten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen 2 und 2,4 %. Alle Angebote hatten eine Laufzeit von 24 Mona-ten.
Hintergrundinformation:
ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel:
Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 € in der Stunde.
Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 € im Monat.
Erhöhung der unteren Beschäftigtengruppen und Löhne auf ein rentenfestes Min-desteinkommen von 13,50 € in der Stunde.
Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.
Die Tarifverträge des bayerischen Einzelhandels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, damit Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam bekämpft werden.
ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel:
Tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte* um 13 %
Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 €
Die Laufzeit der Tarifverträge muss 12 Monate betragen.
In einer gemeinsamen Initiative soll die Allgemeinverbindlichkeit der Entgelttarifverträge erreicht werden.
Untermauert wurden diese Forderungen durch eine breite Beschäftigtenbefragung, an der sich knapp 6.000 Kolleginnen und Kollegen aus über 500 Einzelhandels-Betrieben und knapp 4.000 Beschäftigte aus dem Groß- und Außenhandel beteiligten. Dort geben 76 % der Befragten aus dem Einzelhandel an, Probleme zu haben, mit ihrem derzeitigen Gehalt den Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Groß- und Außenhandel liegt der Anteil bei 73%. 87 % im Einzel- und 89% im Großhandel schätzen ein, dass ihre Rente aus dem derzeitigen Gehalt nicht vor Altersarmut schützt. 68 % unterstützen eine überproportionale Anhebung der unteren Einkommen und 84 % der Befragten fordern die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.