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Gegen Gewalt in Handel und Logistik – eine Bestandsaufnahme für die Prävention


In den letzten Jahren ist eine alarmierende Zunahme von Gewaltberichten zu verzeichnen. Doch während die Medien verstärkt über Gewaltvorfälle im Handel und in der Logistik berichten, fehlen den Mitgliedsunternehmen der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) belastbare Daten über Qualität und Quantität von Gewaltereignissen. Ein vielversprechendes Projekt widmet sich dieser Problematik, um gezielte Unterstützung für die Betroffenen zu ermöglichen.


Lange Zeit wurden verbale Angriffe und aggressives Verhalten von Kunden gegenüber dem Personal im Handel kaum öffentlich wahrgenommen oder thematisiert. Doch mit verlängerten Öffnungszeiten und dem Anstieg des Online-Handels hat auch die erlebte Gewalt und Aggression gegenüber den Beschäftigten zugenommen. Diese stehen vor der anspruchsvollen Aufgabe, stets freundlich zu sein und Kundenwünsche prompt zu erfüllen. Der Leitsatz "Der Kunde ist König" kann jedoch eine dunkle Kehrseite haben.


Die wachsende Berichterstattung in den Medien lässt vermuten, dass Gewaltvorfälle im Handel und in der Logistik zugenommen haben. Doch trotz der vermehrten Meldungen fehlen belastbare Daten, um gezielte Präventionsangebote für die Unternehmen zu entwickeln. Hier setzt das Projekt an, das die BGHW initiiert hat.


Gewalt zeigt viele Facetten – von Beleidigungen und Bedrohungen bis hin zu physischer Gewalt und Überfällen. Besonders die verbale Gewalt nimmt in der Arbeitswelt immer mehr zu. Die Definition der Gewalt orientiert sich an der International Labour Organization (ILO) und umfasst verschiedene Formen von schädlichem Verhalten. Dazu zählen nicht nur körperliche Angriffe, sondern auch psychische Belastungen wie Beleidigungen, Beschimpfungen und Bedrohungen.

Der Handel birgt besondere Herausforderungen. Von einer vermeintlich harmlosen Situation kann es schnell zu einem Konflikt eskalieren. Beispiele aus dem Alltag verdeutlichen, wie Kundenverhalten in Konfliktsituationen umschlagen kann. Diese Situationen belasten nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern können auch langfristige psychische Traumata auslösen.

Die BGHW hat mehr als 2.700 Beschäftigte aus verschiedenen Betrieben befragt, um ein umfassendes Bild von der Situation zu erhalten. Die Beteiligung war hoch, wobei die meisten Teilnehmenden aus dem Einzelhandel kamen. Frauen waren leicht in der Überzahl. Die Umfrage erfasste die geografische Lage der Arbeitsstätten und die Positionen der Befragten im Unternehmen.

Erste Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Beschäftigten sich durch die Befragung ernstgenommen fühlen. Die meisten sind im Einzelhandel tätig und ohne Führungsverantwortung. Viele Betroffene sehen technische Schutzmaßnahmen und Qualifizierungen als sinnvoll an, um dem übergriffigen Verhalten entgegenzuwirken.


Der Fokus des Projekts liegt auf der Bereitstellung belastbarer Daten, die Grundlage für zielgerichtete Präventionsangebote sind. Es ist essenziell, dass Arbeitgeber und Branchenverbände diese Daten nutzen, um ihre Mitarbeitenden angemessen zu unterstützen. Durch Sensibilisierung, Schulungen und gezielte Maßnahmen kann das Arbeitsumfeld sicherer gestaltet werden.


Die Gewalt im Handel ist keine Randerscheinung mehr, sondern eine reale Herausforderung für Beschäftigte. Die ergriffenen Maßnahmen müssen weiter ausgebaut und an die sich ändernde Situation angepasst werden. Das Projekt der BGHW zeigt, dass es möglich ist, die Datenlücke zu schließen und die Sicherheit der Beschäftigten zu erhöhen. Es liegt nun an Unternehmen und Verbänden, diese Erkenntnisse in konkrete Schritte umzusetzen und somit eine sichere Arbeitsumgebung für alle zu schaffen.



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