Sozial sieht anders aus: Die Mogelpackung der freiwilligen Erhöhung im Einzelhandel
In einem kürzlich erfolgten Schritt hat der Handelsverband Einzelhandel (HDE) seinen Mitgliedern empfohlen, die Entgelte um 5,3% freiwillig zu erhöhen. Diese Empfehlung mag auf den ersten Blick als großzügiges Zugeständnis erscheinen, doch ein genauerer Blick offenbart, dass es mehr Schein als Sein ist. Diese Maßnahme ist weniger ein Akt der Großzügigkeit, sondern vielmehr eine Reaktion auf die seit Mai dieses Jahres anhaltende, starke Streikbewegung im Handel.
Die vorgeschlagene Erhöhung von 5,3% mag auf den ersten Blick positiv erscheinen, doch sie reicht bei Weitem nicht aus, um den durch die Inflation verursachten finanziellen Schaden für die Beschäftigten auszugleichen. Dieser Schritt der Arbeitgeber ist daher keinesfalls als ausreichende Maßnahme zur sozialen Absicherung ihrer Angestellten zu sehen. Die wahre Natur dieser Initiative zeigt sich in der Tatsache, dass für die Beschäftigten von H&M, IKEA und REWE, die in die Kategorie des Mindestlohns fallen, keine Erhöhung vorgesehen ist. Dies betrifft insbesondere die Gehaltsgruppe 1 und das erste Berufsjahr der Gehaltsgruppe 2.
Es ist besonders besorgniserregend, dass gerade jene Mitarbeiter, die am wenigsten verdienen und somit am stärksten von der Inflation betroffen sind, von der Erhöhung ausgeschlossen werden. Dieses Vorgehen der Arbeitgeber zeigt deutlich, dass die angebliche Sorge um das Wohl der Angestellten nur vorgeschoben ist. Darüber hinaus weigert sich der HDE, eine weitere Erhöhung des Mindestlohns zu unterstützen, blockiert Tarifverhandlungen und sagt bundesweit Verhandlungstermine ab.
Diese Haltung des HDE ist nicht nur bedauerlich, sondern auch eine klare Missachtung der Bedürfnisse und des Engagements der Beschäftigten. Es wird offensichtlich, dass eine echte Wertschätzung und soziale Verantwortung bei den Arbeitgebern nicht vorhanden ist. Als Gewerkschaft fordern wir daher einen Tarifabschluss, der wirklich gerecht ist und die Bedürfnisse aller Beschäftigten berücksichtigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die von den Arbeitgebern vorgeschlagene "freiwillige" Erhöhung eine reine Mogelpackung ist. Sie ist nicht das Ergebnis von Großzügigkeit, sondern ein Versuch, den Druck der Streikbewegungen zu mindern. Die Tatsache, dass Mindestlohnempfänger von dieser Erhöhung ausgeschlossen sind, zeigt die wahre Haltung der Arbeitgeber gegenüber ihren am wenigsten verdienenden Mitarbeitern. Dies ist nicht nur unfair, sondern auch ein klares Zeichen dafür, dass die Arbeitgeber im Einzelhandel die dringende Notwendigkeit einer echten sozialen Absicherung ihrer Beschäftigten nicht erkennen oder anerkennen.
Die Verachtung der Arbeitgeber lässt sich in vier Schritten zusammenfassen: Erstens, die Behauptung, die Erhöhung von 5,3% sei „freiwillig“, obwohl sie tatsächlich das Ergebnis des Kampfes der Beschäftigten ist. Zweitens, die Verweigerung der Erhöhung für Beschäftigte bei H&M, IKEA und REWE, die Mindestlohn erhalten. Drittens, die Blockade und das Absagen von Tarifverhandlungen überall. Und viertens, die Ablehnung einer Erhöhung des Mindestlohns.
Als Gewerkschaft fordern wir eine Wirtschaft, die auf Fairness und Gleichheit basiert. Wir stehen solidarisch mit den Beschäftigten im Einzelhandel und werden weiterhin für einen Tarifvertrag kämpfen, der tatsächlich gerecht ist und allen Angestellten zu Gute kommt. Es ist an der Zeit, dass die Arbeitgeber im Einzelhandel ihre Verantwortung erkennen und Maßnahmen ergreifen, die wirklich sozial und gerecht sind.